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Eine Resolution und ihre Debatte – Was ist passiert?

Von Eva Schlotheuber | Im Frühjahr 2018 trugen Petra Terhoeven und Dirk Schumann die Idee an den Verband heran, eine Resolution der Historikerinnen und Historiker zu den aktuellen politischen Herausforderungen zu entwerfen, um sie auf dem Münsteraner Historikertag in der Mitgliederversammlung zur Diskussion und Abstimmung zu stellen. Diese Idee entsprang seinerzeit ihrer Diagnose einer wachsenden Bedrohung der demokratischen Grundlagen »in Deutschland sowie in zahlreichen anderen Ländern« angesichts des europaweiten Aufstiegs des Rechtspopulismus.

Is history an (a)-political discipline?

Von Antia Wiersma | German historians are in the midst of a heated discussion about how the professional association of historians should figure in social and political debate. On 14 February the Verband der Historiker und Historikerinnen (VHD) – the German counterpart of the Royal Netherlands Historical Society (KNHG) – organized a meeting with supporters and opponents of this debate in Berlin.

Auszug aus der Komfortzone?

Ein Artikel von Lutz Raphael   »Die meisten von uns dürfen zwar von sich behaupten, dass sie gute Arbeiter waren. Aber waren wir auch immer gute Staatsbürger?« (Marc Bloch) Die Debatte darüber, ob Historiker sich mehr in die öffentlichen Debatten einmischen sollen, ist ein Evergreen. Die Frage entsteht angesichts anhaltender Politikdistanz, ja -abstinenz der meisten Fachvertreter; dass sie vor allem unter uns diskutiert wird, verweist wiederum auf eine eher geringe Nachfrage in der politischen Öffentlichkeit nach irgendwelchen historischen Kontroversen mit Aktualitätsbezug. Nur ein kleiner Kreis …

Wie politisch ist die deutsche Geschichtswissenschaft? – Ein Interview mit Sven Felix Kellerhoff

Rembrandt van Rijn, „Der Philosoph“ (1633) – Darstellung eines Innenraums des Elfenbeinturms

Wie wichtig ist Geschichte für unsere Demokratie aus Ihrer Sicht als Journalist? Geschichte ist das Bild, das sich eine Gesellschaft von ihrer eigenen Vergangenheit macht – deshalb übrigens ist Geschichte volatil, während Vergangenheit selbstverständlich statisch ist. Für die Identität, das Selbstverständnis jeder Gesellschaft ist Geschichte deshalb schlechterdings essenziell, auch wenn natürlich andere Faktoren hinzukommen, die gemeinschaftsprägend sind. Unsere Gesellschaft ist demokratisch; dazu gehört die historisch gewachsene Wertschätzung für das sicher oft anstrengende und manchmal sogar frustrierende politische Geschäft. Weil aber Demokratie keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist, …

Geschichte in politischen Reden – Ein Interview mit Ralf Beste

Sie kennen politische Reden aus zwei Blickwinkeln – dem des Journalisten und dem des Planungsstabs. Wie wichtig ist Geschichte als Argument in politischen Reden? Die klassische Form der Verwendung von Geschichte in politischen Reden hat etwas Ermüdendes. Da wird, nahezu beliebig, irgendein halbwegs runder Jahrestag bemüht und dann ein pathetischer Bezug zur Gegenwart gedrechselt. Das klingt dann etwa so: »Gerade heute, 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, dürfen wir Fragen von Krieg und Frieden nicht mit Gleichmut begegnen.« Eigentlich gilt die Aussage unabhängig …