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Vom Nutzen und Nachteil der Exilforschung für das Leben

Carola Dietze Kann die historische Exilforschung einen Beitrag zur gegenwärtigen »Flüchtlingskrise« leisten? Es war diese Frage, die zu dem Symposium »Wissen auf der Flucht« Anlass gab.1 Die Grundidee ist einfach: Die historische Forschung hat umfangreiches Wissen zur Geschichte der akademischen Emigration und Remigration nach 1933 hervorgebracht. So verfügen wir über detaillierte Kenntnisse bezüglich der Erfahrungen von Individuen und Gruppen – darunter viele Akademiker und Wissenschaftler – , die es nach Istanbul, Amsterdam und Paris, nach Manchester, New York, São Paulo oder Schanghai verschlug. Auch über …

Fluchthilfe für Wissenschaftler? Zwangsmigration und die Internationalisierung akademischer Arbeitsmärkte

London School of Economics, Old Building, Beveridge von der LSE half geflohenen Wissenschaftlern in der Zwangsmigration

Isabella Löhr Im Juni 1934 edierte das Comité international pour le placement des intellectuels refugiés mit Unterstützung des Großherzogtums Luxemburg eine Briefmarkenedition. Die Sonderausgabe bildete Berufsgruppen ab, die das Comité als intellectual workers bezeichnete: ein Professor beim Dozieren, ein Journalist, ein Bildhauer bei der Arbeit, zwei Ingenieure in der Diskussion eines Plans inmitten einer unwirtlich aussehenden Landschaft, ein Anwalt mit Robe und mahnend erhobenem Arm, ein Chemiker mit Laborkittel beim Blick ins Mikroskop und ein Arzt mit Studenten, gebeugt über einen leblosen Körper.