Studierende als Kunden, Universitäten als Dienstleister – Zum Wandel des Wissenschaftssystems in Großbritannien

Von Christina von Hodenberg | Die britischen Universitäten befinden sich in einem rasanten Wandel – und daran hat der bevorstehende Brexit noch gar keinen Anteil. Die Wissenschaftspolitik der letzten zehn Jahre, seit dem Antritt der konservativen Regierung Cameron im Jahr 2010, setzte auf eine stark wettbewerbs- und kennzahlenbasierte Reform. Die Universitäten sollten wie auf einem Markt um ihre Kunden, die Studenten, konkurrieren. Die Geisteswissenschaften traf dies besonders hart.

Wohin entwickelt sich unser Wissenschaftssystem und was ist die Rolle der Geschichtswissenschaft?

Von Susanne Rau | Die Diagnose, die dem Positionspapier von Eva Schlotheuber zu entnehmen ist, lautet, dass das Wissenschaftssystem sich in einem permanenten Kreislauf von Reformen und Reförmchen befindet.1 Die Zustands-beschreibung könnte auch lauten: Wir sind alle »außer Atem«, da wir – nicht beabsichtigt, aber als Mitglieder des Systems – Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Wettlaufs nach »je mehr, desto besser« sind – mehr Studierende, mehr Drittmittel, mehr Publikationen.

Von Helikoptereltern und Migrantenkids – Eine Sektion auf dem Historikertag

Ein Heplikopter aus dem Stabilbaukasten ist hier ein Symbol für Helikoptereltern.

Ein Interview mit Maike Sophia Baader. Die Fragen stellte Juliette Heinikel Wenn von sozialer Ungleichheit und Chancengleichheit gesprochen wird, haben wir zunächst Hartz-IV-Familien vor Augen, denen die notwendigen finanziellen Mittel zur Förderung und Unterstützung ihrer Kinder fehlen und Arbeiterkinder, denen Bildungschancen aus verschiedenen Gründen verwehrt bleiben. Als Gegenteil kann vielleicht der Begriff der Helikoptereltern angesehen werden. Insbesondere Eltern aus Mittel- und Oberschicht wird zum Teil eine Überbehütung im Erziehungsstil nachgesagt. Wie würden Sie den Begriff der Helikoptereltern fassen? Helikoptereltern sind Eltern, die ihre Kinder kaum …

Generalversammlung des CISH in Moskau – Ein Reisebericht

Autorin: Nora Hilgert  – Geschäftsführerin VHD Die Dienstreise an und für sich gehört für uns alle zum Berufsleben. Kurzstrecke, Langstrecke, Auto, Bus, Bahn oder gar das Flugzeug. Herausforderungen unseres mobilen Lebens. Die Arbeitsroutine bei Vorstand, Ausschuss und mir als Geschäftsführerin des VHD ist davon nicht ausgenommen, speziell nicht, wenn es gilt, internationale Termine wahrzunehmen. Im Oktober 2017 war der VHD als Mitglied des CISH zur routinemäßigen Generalversammlung eingeladen worden. Der Internationale Historikerverband lädt seine Mitglieder, die nationalen Verbände und internationalen Gesellschaften in einem Fünfjahreszeitraum zweimal …

Geisteswissenschaften in der Defensive? Neue Perspektiven und Herausforderungen -Ein Interview mit Eva Schlotheuber

Liebe Frau Schlotheuber, im September 2016 auf dem Historikertag in Hamburg wurden Sie zur Vorsitzenden des VHD gewählt. Was ging Ihnen damals durch den Kopf? Auf der Mitgliederversammlung ging es vor meiner Wahl ja recht turbulent zu, sodass ich dachte, hm – das wird sicher spannend! Was hat Sie in der ersten Hälfte Ihrer Amtszeit angetrieben? In den zurückliegenden zwei Jahren gab es einige »alte«, aber auch neue Anliegen, die den Verband und mich als Vorsitzende beschäftigt haben. Zu den zentralen alten Anliegen gehört die …

Transcribathon Europeana 1914-1918 kommt zum Historikertag 2018 nach Münster

Auf dem 52. Deutschen Historikertags in Münster findet dieses Jahr ein einzigartiger Transkriptions-Wettbewerb statt. Der Transcribathon Historikertag Münster 2018 bietet die Gelegenheit, die Kunst der Transkription zu erlernen und die privaten Dokumente und Erinnerungsstücke aus dem Ersten Weltkrieg zu erkunden. Bei der Veranstaltung sollen so viele Briefe, Tagebücher und andere schriftliche Quellen wie möglich aus der Online-Sammlung Europeana 1914-1918 transkribiert und annotiert werden. Beim Transcribathon transkribieren Teams aus drei bis vier Personen die historischen Quellen um die Wette. Jedes Team bekommt Tagebücher, Briefe und Postkarten …

Auszug aus der Komfortzone?

Ein Artikel von Lutz Raphael   »Die meisten von uns dürfen zwar von sich behaupten, dass sie gute Arbeiter waren. Aber waren wir auch immer gute Staatsbürger?« (Marc Bloch) Die Debatte darüber, ob Historiker sich mehr in die öffentlichen Debatten einmischen sollen, ist ein Evergreen. Die Frage entsteht angesichts anhaltender Politikdistanz, ja -abstinenz der meisten Fachvertreter; dass sie vor allem unter uns diskutiert wird, verweist wiederum auf eine eher geringe Nachfrage in der politischen Öffentlichkeit nach irgendwelchen historischen Kontroversen mit Aktualitätsbezug. Nur ein kleiner Kreis …